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KomplementärTherapie als Beruf

Was motiviert Menschen, eine komplementärtherapeutische Ausbildung in Angriff zu nehmen? Welchen beruflichen Hintergrund haben sie? Und wie sehen ihre Erfahrungen in der Ausbildung und danach im Ausüben der KomplementärTherapie aus? Drei Shiatsu-Therapeut*innen geben Auskunft.




Shiatsu

© Shiatsu Gesellschaft Schweiz

Beruflicher Hintergrund und Neu-Ausrichtung

Claudia, Treuhänderin mit eidg. Fachausweis:

Ich merkte bald, wie wenig mir mein damaliger Beruf gab. Mein Herz fühlte sich nicht angesprochen. Die Zahlenwelt, das Abstrakte, die starren Reglemente, der zwischenmenschliche Umgang: All das machte mich nicht glücklich. Mit der Zeit wurde meine Stimmung immer düsterer; ich steckte in einer Krise. So begab ich mich auf die Suche nach dem Sinn meines Lebens. Da musste es doch noch mehr geben!

Nadja, früher Pflegefachfrau auf der Notfallstation in der Akutpflege:

Nach der Geburt unseres zweiten Kindes, als sich der Alltag in der Familie langsam eingespielt hatte, ging ich zurück in meinen Beruf. Dort arbeitete ich auf der Überwachungsstation. Und obwohl ich die Arbeit mochte, war es nicht mehr meine Welt. Auch war mit der Familie die Schichtarbeit im Spital schwierig. Ich sah mich nach neuen Möglichkeiten um. „Familienkompatibel“ war dabei ein wichtiges Kriterium.

Andreas, ehemals Personalberater:

Über den Kampfsport kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit Vorstellungen über das Zusammenspiel von Körper und Geist. Ich verschlang Bücher zu

verschiedensten Themen: Meridiane, traditionelle chinesische Medizin, Akupunktur, Philosophie, Religion. Der japanische Kulturkreis faszinierte mich.

Schon früh kam der Gedanke auf, mich beruflich mit diesen Themen zu beschäftigen. Die Idee trug ich einige Jahre mit mir herum, der Zeitpunkt war

aber nie richtig und eigentlich gefiel mir meine Arbeit im HR.

Shiatsu

© Shiatsu Gesellschaft Schweiz

Shiatsubehandlung Therapeut Klient

© Shiatsu Gesellschaft Schweiz

Warum KomplementärTherapie?

Nadja: Mit Shiatsu kam ich erstmals als Mutter in Kontakt. Im Wochenbett mit meinem zweiten Kind wurde ich von einer Hebamme umsorgt, die auch Shiatsu-Therapeutin ist. Ihre wertschätzende Art, das ganzheitliche Einbinden aller Familienmitglieder in den neuen Lebensabschnitt – das hat mich stark beeindruckt. Die Therapeutin hat mich dann noch eine Weile mit Shiatsu begleitet, auch in der Stillzeit.

Bei der Suche nach neuen beruflichen Möglichkeiten stiess ich wieder auf Shiatsu. Ich erinnerte mich an meine Hebamme und Shiatsu-Therapeutin und meldete mich spontan bei ihr. In einem ausführlichen Gespräch fragte ich sie über den Beruf, den Alltag, den Aufbau einer Praxis aus. Mir wurde klar, dass dies mein neuer Weg werden sollte. Wenige Monate danach startete ich mit dem Grundkurs.

Andreas: Mein angelesenes Wissen über Akupressur testete ich an Kolleginnen, sehr eindrücklich an jemandem mit starker Migräne. Wenn schon Laienversuche eine Wirkung zeigten, was wäre dann in professionellen Behandlungen möglich? Die Begeisterung und das Interesse für Körpertherapie wuchsen weiter. Irgendwann kam die Zeit, mir zu überlegen, was ich in der zweiten Hälfte meines Berufslebens machen wollte. Mir war klar, dass es nicht nur eine Weiterbildung für den Lebenslauf sein konnte. Es sollte eine neue Aufgabe werden. Ich kam zurück auf fernöstliche Therapien und probierte einiges aus. Bei Shiatsu machte es sofort Klick. Die Behandlung war ein wunderschönes Erlebnis und tat mir so gut. Da wusste ich, mein Weg ist Shiatsu. Es passte einfach alles.

Claudia: Während meiner Sinnsuche setzte ich mich mit mir selbst und meinem Leben auseinander. Was wollte ich vom Leben, was brauchte ich, um mich erfüllt zu fühlen? Ich sah mir alle möglichen Jobs an, von der Matrosin in der Seeschifffahrt bis zur Tierpflegerin im Zoo. Als erste Station auf der Sinnsuche absolvierte ich die Ausbildung zum Dipl. Lebenscoach A-PG. Das brachte die Auseinandersetzung mit mir selbst auf ein anderes Niveau, was sehr bereichernd und aufschlussreich für meinen weiteren Lebensweg war. Der Rest war Zufall, ich sah eine Ausschreibung für die Ausbildung zur KomplementärTherapeut*in Methode Shiatsu und mein Herz zog mich geradezu da hin.

Erfahrungen in der Ausbildung und im Beruf

Andreas: Die Ausbildung empfand ich als sehr vielseitig und bereichernd. Ich lernte, ganz neu auf andere Menschen einzugehen, zuzuhören und auch in mich selbst hineinzuhören und mich wahrzunehmen. Man hat nie ausgelernt, es gibt immer noch mehr Aspekte der KomplementärTherapie zu entdecken. Das entspricht mir sehr, denn ich lerne gern. Mit der Eröffnung meiner komplementärtherapeutischen Praxis ging eine neue Welt für mich auf. Hier kann ich mich für Menschen einsetzen.

Nadja: Ich absolvierte die Ausbildung im festen Klassenverband, was für mich sehr bereichernd war. Während der Ausbildung durchlebt man einen intensiven Eigenprozess. Dabei fühlte ich mich in der Klasse gut aufgehoben. Mit der Zeit kannten wir uns sehr gut und es entstand eine Vertrauensbasis, die alles trug. Ich hätte es mir nicht besser vorstellen können. Auch der Aufbau entsprach mir: Die Schultage standen von Anfang an fest, ich konnte mit der Familie perfekt vorausplanen. In meinem neuen Beruf kann ich nun mein Wissen aus der Medizin mit der KomplementärTherapie vereinen.

Claudia: Die Ausbildung schulte auch meine Persönlichkeit. Es entwickelte sich ein innerer Prozess, eine erneute Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und auch mit dem eigenen Körper. Das fand ich sehr bereichernd. Es ist ein Geschenk, welches man aus der komplementärtherapeutischen Ausbildung für sich mitnimmt. Ich habe gelernt, etwas mit meinen Händen zu bewirken auf einer Ebene, die keine Worte braucht. Das fasziniert und begeistert mich bis heute. Ich kann den Kopf abschalten und mich auf die Welt der Meridiane, der Energie (des Ki) einlassen. In meiner Arbeit begegne ich den Menschen von Herz zu Herz!

Text:

Shiatsu Gesellschaft Schweiz , www.shiatsuverband.ch, siehe auch www.shiatsu-leben.ch


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