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Die Dienste von KomplementärTherapeut*innen werden dann in Anspruch genommen, wenn Wert auf einen ganzheitlichen und individuellen Behandlungsansatz gelegt wird. Manchmal werden komplementärtherapeutische Angebote auch aufgesucht, weil laufende oder bevorstehende schulmedizinische Behandlungsmethoden verunsichern, wenn zum Beispiel eine Diagnosestellung nicht möglich ist. Um einen individuellen Behandlungsansatz zu zu ermöglichen, dauert eine Therapiestunde in der Regel 60 Minuten. Einerseits kann in einer vollen Stunde besser auf die individuelle Situation der Klient*in eingegangen werden, als bei einem 10 minütigen Arztbesuch oder einem knapp 30 minütigem Besuch in der Physiotherapie. Andererseits entsteht oft auch über den ganzheitlichen Ansatz und das Fördern der Selbstwahrnehmung mehr Sicherheit und Genesungskompetenz bei den Klienten.
Am Anfang steht das Gespräch – das Erfahren von Wechselwirkungen
Zu Beginn nehmen KomplementärTherapeut*innen die Anamnese auf und schätzen ein, ob zwingende medizinische oder andere externe Abklärungen nötig sind. Dann verschaffen sie sich einen Überblick über die persönliche Situation der Klient*in und über deren Ressourcen. Aufbauend darauf vermitteln sie erste Selbsthilfetechniken und erstellen in Zusammenarbeit mit der Klient*in die Therapieziele und den Therapieplan.
Der therapeutische Prozess steht im Zentrum
Über das Anleiten und Einsetzen von Berührung, Bewegung, Atem und Energie mit und am Körper wird die Selbstregulation angeregt. Im Gespräch wird diese reflektiert. So können Zustandsveränderungen besser eingeordnet und später wieder abgerufen werden. KomplementärTherapeut*innen helfen dabei, die Botschaften des Körpers wahrzunehmen, zu verstehen um daraus gezielt Sicht- und Handlungsweisen ableiten zu können. So können zum Beispiel einschränkende Bewegungs-, Haltungs-, Handlungs-, Denk- und Gefühlsmuster erkannt, neue gefunden und erprobt werden. Durch das Erfahren und Reflektieren der Wechselwirkungen am eigenen Körper, ist es einfacher, Verhaltensweisen anzupassen. Die neuen Muster dienen der Aufrechterhaltung, Wiedererlangung oder Stabilisierung von Gesundheit.
Viele Klient*innen werden von Hausärzt*innen, Psychiater*innen, Care Manager*innen und Anderen zugewiesen. Die meisten suchen jedoch gezielt von sich aus einen körperzentrierten und prozessorientierten Weg, weil sie die Wechselwirkung von seelisch-geistigen und sozialen Zusammenhängen mit der körperlichen Gesundheit bereits erfahren haben und oder den persönlichen Kontakt zur Therapeut*in schätzen.
KomplementärTherapie beinhaltet eine Vielzahl von Methoden
Weit verbreitete komplementärtherapeutische Methoden in der Schweiz sind Craniosacral Therapie, Shiatsu und Kinesiologie. Das sind jedoch nur drei von insgesamt 22 komplementärtherapeutischen Methoden, die heute mit einem eidgenössischen Diplom auf der Ebene einer höheren Fachprüfung abgeschlossen werden können. Es praktizieren jedoch auch noch viele Fachpersonen mit einem Methodenabschluss eines Ausbildungsinstitutes und/ oder einem Branchenzertifikat der OdA KT (Branchenabschluss und Zulassungsbedingung zur Höheren Fachprüfung für KomplementärTherapeut*innen).
Die eingesetzten Methoden hängen von der gewählten Ausbildungsrichtung der Komplementärtherapeut*innen und den Ressourcen der Klient*innen ab. Komplementärtherapeutische Methoden sind in der Herangehensweise unterschiedlich, die Wirkung und die Zielausrichtung hingegen sind weitgehend homogen. Allen KomplementärTherapeut*innen liegt ein erfahrungsorientiertes, ganzheitliches Verständnis von Gesundheit zu Grunde. Körperliche wie auch seelisch-geistige und soziale Dimensionen werden miteinbezogen. Verständnis und Vorgehen basieren auf dem Berufsbild KomplementärTherapeut*in mit eidgenössischem Diplom.
Neue Berufsbezeichnung und neues Berufsbild
In einem jahrelangen Prozess wurden die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Methoden herauskristallisiert. Das Berufsbild wurde in einer vereinheitlichten Sprache verfasst. Mit ihm ist es einfacher geworden, die Qualität festzuhalten, zu vergleichen, zu überprüfen und sich über die verschiedenen Ausbildungsrichtungen hinweg zu verständigen. Das Schaffen des gemeinsamen Berufsbildes, mit einer einheitlichen Sprache, hat auch zu einer stärkeren Identifikation der einzelnen Therapeut*innen mit dem gesamten Berufsstand geführt.
Autorin:
Mona Gollwitzer, KomplementärTherapeutin mit eidgenössischem Diplom, Prüfungsexpertin HFP KT, zugelassene Supervisor*in OdA KT
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