13.04.2023
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Unterstützung bei motorischen Symptomen
Die Parkinson-Krankheit beeinträchtigt die Propriozeption, ein internes sensorisches System. Dank diesem System wissen wir genau, wo sich unsere Hand befindet, auch wenn die Augen geschlossen sind. Gleichzeitig wissen wir, wo sich die Hand im Verhältnis zum Kopf und zum Fuß befindet, auch wenn wir uns bewegen.
Bei Parkinson-Betroffenen ist nebst der beeinträchtigten Fähigkeit, Bewegungen zu kontrollieren, die Selbstwahrnehmung und auch das räumliche Vorstellungsvermögen betroffen.
In der KomplementärTherapie arbeiten wir unter anderem daran, Ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern. Das festigt Ihr Bewusstsein dafür, wo im Raum Sie sich befinden und wo sich Ihre Körperteile im Bezug zum ganzen Körper befinden. Sie lernen mit der AlexanderTechnik, sich bewusster auf die Bewegung vorzubereiten und sich in jeder Aktivität besser zu organisieren. Mit einer besseren Propriozeption und einem besseren Raumgefühl, können Sie die Motorik besser kontrollieren.
Unterstützung bei nicht-motorischen Symptomen
Die Bewältigung der alltäglichen Aufgaben stellt für Betroffene eine grosse Herausforderung dar. Menschen, die mit Morbus Parkinson leben, empfinden oft Unsicherheiten, Angst oder leiden sogar an Depressionen.
Mit Anleitung der Therapeut*in üben Sie unvorteilhafte, gewohnheitsmässige Reaktionen auf einen Reiz zu unterbinden, um dann selbstgesteuert und gewollt auf diesen Reiz zu reagieren. Das steigert Ihre Selbstkontrolle und erweitert Ihren bewussten Handlungsspielraum. Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Selbstwirksamkeit helfen Ihnen dabei, ruhiger und gelassener an alltägliche Aufgaben heranzugehen, was sich wiederum positiv auf Ihre Psyche auswirkt.
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Welchen Nutzen bringt mir die AlexanderTechnik?
In der Sitzung steigern Sie durch gezielte, angeleitete Selbstbeobachtung Ihre Selbstwahrnehmung. Sie arbeiten an Ihrer Impulskontrolle, damit Sie ruhig bleiben und fähig sind, Ihre Spannungen im Laufe des Tages, von Moment zu Moment abzubauen. Für Ihre alltäglichen Aktivitäten erlernen Sie eine koordinierte und durchdachte Herangehensweise. Das in der AlexanderTechnik-Sitzung Erlernte wenden Sie im Alltag, beim Sport oder auch in Physiotherapie-Sitzungen an.
Lassen Sie auch Ihre Betreuungspersonen an den Sitzungen teilnehmen. Sie werden lernen, wie sie Sie aktiv dabei unterstützen, das in der Sitzung Gelernte im Alltag umzusetzen.
Aktive Ruhe als Teil des Therapiesettings
In der AlexanderTechnik-Sitzung gibt Ihnen die Therapeut*in verbale Hinweise und führt dabei Ihre Bewegung durch leichte, nicht-manipulative Berührungen. Ebenfalls erlernen Sie die so genannte «Aktive Ruhe». Diese hilft Ihnen, Ihr Gefühl der Ruhe zu fördern, Ihre Atemkapazität und die Ausdehnung Ihres Rumpfes zu erweitern. Sie finden im Liegen kleine sanfte fließende Bewegungen in Ihren Gelenken, die der parkinsonbedingten Steifheit entgegenwirken. In der Therapie-Sitzung werden Sie so angeleitet, dass Sie die Aktive Ruhe zu Hause selbständig durchführen können. Damit haben Sie ein weiteres «Werkzeug» um Ihr Körperbewusstsein und Ihre Bewegungskoordination zu verbessern und steigern so ihre Eigenwirksamkeit.
Forschungsreferenzen
Eine Studie aus dem Jahr 2016 hat gezeigt, dass ein auf AT-Prinzipien basierendes Training für neues Denken bei Menschen mit mittelschwerer Parkinson-Krankheit zu unmittelbaren motorischen Verbesserungen führen kann, darunter ein stabileres Gleichgewicht, eine aufrechtere Haltung und eine bessere Mobilität. (1)
Eine randomisierte, kontrollierte Studie aus dem Jahr 2005 zeigt, dass 24 wöchentliche AlexanderTechnik-Einzelsitzungen die motorischen Symptome und Depressionen bei Menschen mit Parkinson-Krankheit verringern, und dass die Vorteile auch nach einem Jahr noch vorhanden sind. (2,3)
Autorinnen:
Sonja Baumann-Künzler, KomplementärTherapeut*in mit eidg. Diplom Methode AlexanderTechnik, Schwarzenburg und Bern
Cécile Baumann-Arnold, KomplementärTherapeutin mit eidg. Diplom Methode AlexanderTechnik, Zürich
www.alexandertechnik.ch
Quellen:
Alexander Technique für People Living with Parkinson's Disease, Monika Gross
The Poise Project, Monika Gross et al.
1. Specific Postural Instructions Affect Axial Rigidity and Step Initiation in Patients With Parkinson’s Disease. Neurorehabilitation and Neural Repair 2018 Feb 09. Vol. 29(9); 878–888 – view abstract
2. Randomized controlled trial of the Alexander Technique for idiopathic Parkinson's disease. Clinical Rehabilitation 2002 Nov 01. Vol. 16(7); 695-708 – view abstract
3. Retention of skills learnt in Alexander technique lessons: 28 people with idiopathic Parkinson’s disease. Journal of Bodywork and Movement Therapies 2005 Apr. Vol. 9(2); 150-157 – view abstract
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