14.06.2024
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Frau Sacher war 42 Jahre alt als bei ihr das chronische Erschöpfungssyndrom, auch als Fatigue-Syndrom bezeichnet, diagnostiziert wurde.
«Es fing damit an, dass ich immer müde war. Ich wurde zunehmend erschöpfter und schaffte kaum meine Arbeit. Am Anfang dachte ich noch, ich muss mich einfach zusammenreissen, aber ich hatte nicht genügend Kraft dazu. Mein Hausarzt klärte verschiedenes ab und schickte mich auch zu anderen Ärzt*innen. Aber es konnte mir niemand helfen und keine*r wusste, was mit mir los war. Es gab keine körperliche Ursache. Es ging mir aber immer schlechter. Ich war sehr verzweifelt.»
Starke und vielseitige Symptome
So wie Frau Sacher geht es weltweit Millionen von Menschen. Körperliche und geistige Müdigkeit und Erschöpfung, die über längere Zeit anhalten, sind die Hauptsymptome dieser Erkrankung. Trotz genügend Ruhe finden die Betroffenen keine Erholung. Diese Erschöpfung kann so ausgeprägt sein, dass sie zu Arbeitsunfähigkeit führt. Manche Betroffene sind sogar bettlägerig und auf Pflege angewiesen. Als weitere Symptome können Schmerzen, oft Kopf- und Nackenschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme, Schlafstörungen und andere Symptome auftreten, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen.
Eine eindeutig bestätigte Ursache fehlt
Die genauen Ursachen der Erkrankung sind noch weitestgehend unerforscht. Sie tritt oft nach einer Virusinfektion auf, kann jedoch auch als Begleiterscheinung bei oder nach chronischen Erkrankungen auftreten. Als Ursache wird eine Entzündung des zentralen Nervensystems angenommen. Des weiteren wird eine Störung im Energiestoffwechsel der Mitochondrien in Betracht gezogen, genauso wie Veränderungen im Hormonhaushalt und im Nervensystem. Die Krankheit kann in jedem Alter auftreten, am häufigsten zwischen dem 39. und 45. Lebensjahr. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Es handelt sich hierbei um keine psychische Erkrankung.
Die Behandlungsansätze sind begrenzt
Die konventionelle Medizin bietet bisher nur begrenzte Behandlungsmöglichkeiten. Eine allgemeine Therapie gibt es nicht. Die Behandlung erfolgt individuell und auf die Symptome des Einzelnen abgestimmt. Ein geregelter Tagesablauf, Entspannungstechniken, sanfte Bewegung und gute Ernährung werden empfohlen.
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Die Ansätze der KomplementärTherapie
Klient*innen berichten, dass Therapien und Praktiken aus dem komplementärtherapeutischen Bereich dazu beitragen, ihre Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Auch Frau Sacher fand hier Hilfe. «Auf diese Therapien möchte ich nicht verzichten. Ich habe viel über mich und den Umgang mit meiner Krankheit gelernt! Ich habe wieder Freude und kann in begrenztem Rahmen am Leben teilnehmen.»
Die Komplementär Therapie zielt darauf ab, das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele wiederherzustellen und so zur Linderung von Erschöpfung und Stress beizutragen. Besonders für die Förderung der Entspannung bieten die einzelnen Methoden der KomplementärTherapie eine Vielzahl von Möglichkeiten. Einerseits durch Behandlungen und andererseits durch das Erlernen von Techniken, achtsamen Atem- und Bewegungsübungen.
Selbstwahrnehmung ist zentral
Einen wichtigen Beitrag leistet die KomplementärTherapie auch durch die Förderung der Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge. Die Betroffenen lernen sich und ihre Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Sie entwickeln einen bewussten Umgang mit ihren reduzierten Kräften, indem sie ihre Energie achtsam einschätzen und Prioritäten setzen. Ausserdem gibt es im Bereich der KomplementärTherapie eine Vielzahl von Möglichkeiten geistige und körperliche Energien zu fördern und persönliche Ressourcen zu stärken.
Die ganzheitlichen Ansätze komplementärtherapeutischer Methoden sind eine wertvolle Option für Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom.
Autorin:
Katharina Miesch, Atem- und Körpertherapeutin, Arlesheim
Atemfachverband Schweiz AFS www.atem-schweiz.ch
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